Maren Müller, von der „Propaganda“kritik zur Propagandamaschine

Wie alles begann

Vor einem Jahr verbreitete sich in den sozialen Netzwerken eine Online-Petition gegen den TV-Moderator Markus Lanz. Initiatorin war die Leipzigerin Maren Müller. Ihrer Meinung nach hatte Lanz „Sahra Wagenknecht in seiner Sendung 30 Minuten lang einem hochnotpeinlichen Verhör ausgesetzt“.
Getriggert durch die Teilnehmerzahlen und das Medieninteresse ernannte sich Maren Müller zum medialen Gewissen der Nation und gründete im April 2014 den Verein „Ständige Publikumskonferenz der öffentlich-rechtlichen Medien e.V.“. Die Öffentlichkeitsarbeit findet auf der Homepage des Vereins statt.
Gleich oben auf der Startseite wird man laut und deutlich darauf hingewiesen, dass man „Jetzt spenden!“ darf. Offenbar ist der Jahresbeitrag „Für die Wahrnehmung und Förderung der demokratischen Mitsprache bei der Umsetzung des gesellschaftlichen Programmauftrages der öffentlich-rechtlichen Medienanstalten“ mit 60,00 € pro Person knapp bemessen.
Man denke nur an das Porto für die Programmbeschwerden, die man über Maren Müllers Homepage einreichen kann. Allerdings geht das auf dem direkten Wege viel schneller. Die Internetauftritte der Arbeits­ge­mein­schaft der Lan­des­me­di­en­an­stal­ten oder des ZDF bieten entsprechende Online-Formulare an. Das Backfeed kommt direkt ins eigene Mailfach. Warum sich Frau Müller einklinken muss erschließt sich nicht. Egal, Kleingärtner gründen Vereine und nerven die Anwohner mit ihren Laubsaugern und Gartenhäckslern. Maren Müller belästigt die Rundfunkräte mit ihren Eingaben. Bis hierhin nicht der Rede wert.

Erstkontakt

Im Forum der Website „Publikumskonferenz“ wird es allerdings interessant. Erwartungsgemäß tummeln sich dort die Motten. Es gibt einen Thread über Ulfkottes „Gekaufte Journalisten“. Eine Abteilung heißt „Worüber öffentlich-rechtliche Sender nicht berichten“. Unter dem Zusatzhinweis „Bitte beachtet die Angabe von verifizierbaren und seriösen Quellen.“ finden sich Stränge mit Titeln wie „Obama bestätigt US-geführten Putsch in Kiew „ oder„Erschütternde Zeugenaussage: „Ich kannte den Piloten, der MH 17 abschoss“.
Ja und dann gibt es diesen Thread:
Am 10. Februar 2014 wird von DOK der Faden „Der Propagandaschau-Blog stellt sich vor“ eröffnet:
„Liebe Maren, liebe engagierte Demokraten!
Seit Anfang September 2013 dokumentiert der Propagandaschau-Blog … die gezielte Meinungsmache und Desinformation in den deutschen Medien. Das Hauptaugenmerk liegt zwar auf den ÖR, doch auch die gezielte Propaganda in den Konzernmedien soll nicht ausgespart werden, um Mediennutzer zu sensibilisieren, ein Gesamtbild zu erstellen und die Gemeinsamkeiten in der politischen Stoßrichtung der Propaganda zu dokumentieren…..blablaba…..Aktuell habe ich einen Beitrag der neopresse übr den Lanz-Skandal im Blog verlinkt.
Vielleicht kann man sich mit den Leuten kurzschliessen und sie in die Kampagne einbinden.“

Die nach eigenem Bekunden Linke Maren Müller stört sich nicht daran, dass ihre Aktivitäten in Zusammenhang mit dem kommerziellen Verschwörungsblog „Neopresse“ gebracht werden. Derzeit hat die österreichische Seite einen Bericht online, der den Titel: „Medienbericht: Rothschild-Familie übernahm Charlie Hebdo im Dezember“ trägt. Eine antisemitische Verschwörungslüge wie man hier nachlesen kann. Maren Müller ist natürlich begeistert: „Danke für deine Vorstellung und dieses großartige Projekt.“ Eine Seite, die hinter den deutschen Medien eine gesteuerte Propagandamaschinerie beweisen will, ist ganz nach ihrer Fasson. Wenn man halbwegs bei Troste ist, stellt man ganz schnell fest, dass der Dokumentor einseitig Kremlpositionen verbreitet. Das ist selbstverständlich auch anderen aufgefallen. Spätestens seit dem Sommer 2014 kursieren entsprechende Berichte. Auch dem vielleicht etwas trägen Verstand der Medienaufsicht Müller sollte dies untergekommen sein. Allerdings erhält Maren Müller im November 2014 einen Autorenaccount bei der „Propagandaschau“. Seitdem arbeitet sie fleißig mit.

Quelltext Blog „Propagandaschau“

Ihre Sprache scheint dem PEGIDA- und Reichsbürgermilieu zu entspringen. ARD und ZDF bezeichnet sie provokativ aber falsch als „Staatssender“. Sie „entlarvt ARD-Lügen“ und ganze „Lügenreportagen“. Neurechte Floskeln gehen ihr leicht von der Hand. So beschwert sie sich über „politisch und medial verordneten Gender-Wahn“. Auch zeichnet sie eine, für politische Radikalisten typische, Selbstüberhöhung aus. In mehreren Posts schwadroniert sie von ihren Programmbeschwerden und darüber, dass die Arbeit der „Publikumskonferenz“ „Wirkung zeigen“ würde.

In Putins Reich

Wir sind allerdings immer noch nicht am Ende der Fahnenstange angelangt. Ende Januar 2015 tritt Maren Müller in einer Live-Sendung der kremlfinanzierten Desinformationsplattform RT Deutsch auf. Dort stammelt sie sich gemeinsam mit der unbedarften Moderatorin durch sechs unerträgliche Minuten. Brav arbeitet sie die Vorurteile der Lechts-Rinken Medienshitstormer ab: Die deutschen Medien berichten tendenziös über die Ukraine und die griechische Querfrontregierung wird ungerecht dargestellt.

Maren Müller bei RT Deutsch

 
Schon seit Längerem verkündet die RT Deutsch-Website regelmäßig, wie mutig die „Ständige Publikumskonferenz“ gegen die deutschen Staatsmedien vorgeht.
Übrigens wird man bei Putins Berliner Außenstelle keine offizielle Möglichkeit finden, um eine Programmbeschwerde einzureichen. Vorsätzlich verfälschte und desinformierende Beiträge erscheinen dort täglich. Das Müller-Interview kann man getrost hinzurechnen.

Dokumentor die Zweite

Maren Müller, das ehemalige SPD- und LINKE-Mitglied, verortet sich immer noch auf der guten Seite. Da sie unstreitig mit der „Propagandaschau“ kollaboriert, muss sie auch hier Federn lassen. Wir kommen zurück auf ihren Bloggerfreund Dokumentor, Administrator der „Propagandaschau“. Dass es sich bei einem nicht unerheblichen Teil seiner Richtigstellungen um Lügen handelt, lassen wir weitgehend unbetrachtet. Es geht um seine Gesinnung. Dokumentor betreibt auf seiner gleichnamigen Facebookseite, die mit dem Blog vernetzt ist, massiv Werbung für prorussische Agitationsportale und neurechte Querfront-Projekte. Da wären:

Erklärung zum unten stehenden Bild (erstellt Mitte Februar 2015):
Oben: Facebook-Screenshot der Gefällt mir Angaben von PropagandaSchau mit Newsfront, Endgame und Nicolaj Gericke (RT-Reporter mit Donbass-Erfahrung)
Mitte: Werbung auf der FB-Seite von PropagandaSchau für Endgame.
Unten: Werbung für PropagandaSchau auf dem Twitter-Account von Maren Müller.
Die gegenseitigen Empfehlungen sind keine Ausreißer sondern finden permanent statt. Über dem Bild noch einige Links zu Berichten über Endgame-Veranstaltungen:
http://www.deutschlandfunk.de/amerika-gegner-mobilisieren-in-erfurt-nach-pegida-nun-auch.1818.de.html?dram:article_id=309331
http://hallespektrum.de/nachrichten/vermischtes/russisches-staatsfernsehen-rt-schummelt-endgame-teilnehmerzahlen-nach-oben/140433/
http://hallespektrum.de/nachrichten/politik/demo-gegen-amerikanisierung-auf-dem-markt-halle2/140339/ collage_v

 

Der Beitrag wurde uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt.