Fuad Afane darf nicht mehr nach Israel einreisen

Endgame-Redner Fuad Afane behauptet, dass ihm am Flughafen Ben Gurion die Einreise nach Israel verwehrt wurde und er zudem noch ein lebenslanges Einreiseverbot auferlegt bekommen habe.

Auf Facebook schrieb er:

»Nach knapp 36 Stunden Haft in einem elegalen nicht existenzen Staat ISRAHELL, bin ich wieder online
Kein Essen
Kein Trinken
Ein Video Statement folgt !

Ein Stempel eines nicht existenzen Staates!«

»Ohne Grund Einreiseverbot Lebenslang. 12 Stunden Verhör Ergebnis Lebenslanges Verbot. Aber ich versuche über den Landweg in Jordanien in die Westbank einzureisen!«

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Afane spricht hier dem Staat Israel also die Existenzberechtigung ab. Es ist nicht das erste Mal, dass er mit derartigen Äußerungen auffällt.

Das Register zur Erfassung rechtsextremer und diskriminierender Vorfälle in Berlin schreibt über Fuad Afane:

»Afane formulierte Positionen, die anschlussfähig für die antijudaistische Ritualmordlegende sind und Israel dämonisieren. Konkret hieß es in seiner Rede: „Und zwar geht es um eine Sekte in Jerusalem […]. Diese Sekte hat diese Kinder entführt mit folgendem Nutzen.
Organspenden. Organe, Innereien.[…]  Das passiert in Jerusalem auf palästinensischem Gebiet. Das passiert auf israelischem Staatsgebiet. Geschützt und ganz legal durch Polizei und Militär.“«

Ein paar weitere Beispiele:

Fuad Afane: »Normalerweise beruft sich der Judentum auf die Thora, allerdings der Zionist beruft sich nicht auf die Thora, sondern der beruft sich ja auf die Weisen Zions, die wiederrum auf den Talmud an sich und der Talmud an sich, daraus wurde dann diese sogenannte Hasbara-Argumentation abgeleitet.« (Quelle: Fuad Afane auf Kulturstudio)

Die Protokolle der Weisen von Zion wurden bereits im Jahr 1921 als Fälschung entlarvt, bilden aber dennoch bis heute die Grundlage modernen antisemitischen Denkens. Es gibt zu diesem Thema neben ausführlicher Forschungsliteratur einige interessante Dokumentationen. Siehe beispielsweise hier und hier.

Fuad Afane: »Ashkanazim sind keine Semiten. Ausländer Raus aus Palästina.«

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Als Aschkenasim bezeichnen sich mittel-, nord- und osteuropäische Jüdinnen und Juden und ihre Nachfahren. Sie bilden die größte Gruppe im heutigen Judentum. Afane wünscht sich also ein judenfreies Palästina. Jedenfalls was aus Europa stammende Jüdinnen und Juden und ihre Nachfahren betrifft. Und dann wirft ausgerechnet er Israel Rassismus vor?

Zu diesem Thema schreibt die Amadeu Antonio Stiftung:

»Wer in Deutschland von „Semiten“ spricht hat meist unbewusst immer noch Ideen im Hinterkopf, die vage den Vorstellungen der völkischen Bewegung des 19. Jahrhunderts entsprechen. Außerhalb linguistischer Fachgespräche – „semitisch“ ist eine sprachwissenschaftliche Kategorie – macht der Verweis auf „Semiten“ genauso wenig Sinn, wie von „Ariern“ zu sprechen.«

Fuad Afane: »Ihr müsst euch endlich davon lösen, dass ihr an allem Schuld seid. So ist es nicht! […] Die Folge des Zweiten Weltkrieges, die Opfer, das ist das palästinensische Volk. Aus den Opfern von damals sind die Täter von heute geworden.« (Quelle: Fuad Afane bei einer Ansprache auf einer Endgame-Kundgebung in Hannover)

Hier spricht Afane vielen deutschen Endgame-Demonstranten geradezu aus dem Herzen.

Dazu die Amadeu Antonio Stiftung:

»Sich seiner historischen Verantwortung entledigen zu wollen ist in Deutschland ein weit verbreitetes Bestreben und so manch einer empfindet die Erinnerung an deutsche Verbrechen als lästige Einschränkung für den eigenen Nationalstolz. Wird der Holocaust auch nicht unbedingt direkt geleugnet, so wird dennoch von einigen versucht, Qualität und Quantität des deutschen Vernichtungsprogramms durch hinkende Vergleiche kleinzureden. Holocaustleugnung light, sozusagen.

Diese grassierende Vergleicheritis kennt viele Ausdrucksformen, ganz besonders verlockend ist aber scheinbar, ausgerechnet Jüdinnen und Juden zu unterstellen, sich wie Nazis zu verhalten. Slogans wie „Gestern Opfer, heute Täter“, gerne kombiniert mit dem Hinweis, die Opfer hätten nichts aus ihrer eigenen Geschichte gelernt, zielen auf die völlige moralische Entlastung Deutschlands ab. Wenn die Leidenden von damals heute genauso schlimm sind wie ihre damaligen Peiniger, dann ist man ja schließlich quitt, so die Logik. So kann man sich seiner historischen Verantwortung natürlich auch entledigen. Geschichtsrevisionismus auf Umwegen.

Das bloße Austauschen des Wortes „Jude“ durch „Zionist“ ändert übrigens rein gar nichts daran, ob deine Aussagen antisemitisch sind oder nicht. Netter Versuch.«

Fuad Afane: »Du hast von Geschichte keine Ahnung! Der Zionismus hat die Juden in Europa ermordet!« (Quelle: Fuad Afane auf einer Endgame-Kundgebung in Hannover)

Hier spielt Afane wohl mal wieder darauf an, dass Zionisten mit den Nazis kollaboriert hätten und nach seiner Logik somit wohl eine Mitschuld am Holocaust tragen würden.

Auf Facebook ergänzt Afane dazu:

»Die Zionisten waren keine Opfer, sondern schon damals Mittäter am Mord von 6 Mio Juden hier in Europa !
Der Beweis ist nochmals das Abkommen der Zwangsumsiedlung der Juden aus Europa nach Palästina.(HAVARA ABKOMMEN 1933-1942). Genau darauf bezog sich mein Zitat und nur auf diesen historischen Kontext.

Der bessere Satz sollte tatsächlich lauten:“Die Mittäter von damals, sind die TÄTER von heute“! ZIONISTEN sind nicht mit den JUDEN, also den wirklichen Opfern gleich zu setzen, denn das wäre eine Verschmähung und Beleidigung, sowie eine RESPEKTLOSE Handlung den NACHFAHREN der 6 Mio ermordeten Juden Europas.«

Richtig ist, dass die Zionistische Vereinigung für Deutschland mit dem nationalsozialistischem Regime das sog. Ha’avara-Abkommen ausgehandelt hat. Die Nationalsozialisten haben zahlungskräftigen Juden eine Ausreise nach Palästina gestattet. Die deutsche Seite erhoffte sich dadurch »den deutschen Export zu fördern, insbesondere den damals befürchteten internationalen Handelsboykott zu durchbrechen«. Selektiert wer das Ha’avara-Abkommen in Anspruch nehmen durfte haben also die Nazis und keineswegs – wie Afane vielleicht suggerieren möchte – die zionistische Seite.

Aber kann man deswegen sagen, dass die Zionisten mit den Nazis kollaboriert haben? Alexander Schölsch, Professor für Politikwissenschaft und Geschichte des Nahen Ostens an der Universität Erlangen, schreibt dazu:

»Jede Kritik an der Zusammenarbeit von Zionisten mit nationalsozialistischen Stellen im Rahmen des Haavara-Abkommens (und diese Kooperation war sowohl innerhalb der zionistischen Bewegung als auch innterhalb der jüdischen Gemeinschaften Europas und Amerikas heftig umstritten) kann an dem Grundtatbestand nicht vorbeigehen, dass es eine Aktion war, die bedrängten deutschen Juden eine Emigrationsmöglichkeit in einer Zeit schuf, als ihnen die Tore Westeuropas und Amerikas keineswegs offenstanden. Verfolgten die Zionisten dabei sinistre Ziele? Sie hätten sich selbst und ihre Ideologie verleugnen müssen, wenn sie nicht die Gelegenheit genutzt und möglichst viele Auswanderer nach Palästina geleitet hätten. Verkörperte der Zionismus eine verwerfliche Idee, dann war alles verwerflich, was seine Repräsentanten taten. Das Haavara-Abkommen als solches stellt die Zionisten aber nicht bloß. Die Beschuldigung, mit dem Abkommen seien “die Interessen der jüdischen Massen in Europa den politischen Ambitionen der Zionisten [geopfert worden]”, wäre nur dann zutreffend, wenn diese Abkommen die Emigration von Juden in andere Länder behindert oder die Situation der Juden in Deutschland verschlimmert hätte. Es waren doch nicht die Zionisten, denen es endlich gelang, die deutschen Juden von der Notwendigkeit der Emigration zu überzeugen, sondern es waren die Nazis, die sie zu dieser “Einsicht” zwangen. Nicht die Zionisten haben das nationalsozialistische Regime zu dem Entschluss gebracht, die Emigration zu forcieren; vielmehr bedienten sich die Nazis der Zionisten. Diese versuchten, die Emigration in der für sie günstigsten Weise zu gestalten – die gleichzeitig den Interessen der nationalsozialistischen Stellen entsprach. Wenn behauptet wird, “das Zögern der deutschen Juden, sich auf Geheiß des Zionismus zu entwurzeln, musste durch Überredung überwunden werden, die die Nazis gerne zu leisten bereit waren”, so ist dies eine bösartige Verkehrung von Ursache und Wirkung, die einer Entschuldigung der nationalsozialistischen Judenverfolgung gleichkommt, indem sie die Zionisten zu Initiatoren dieser “Entwurzelungspolitik” stempelt.«

Die Rote Ruhr Uni schreibt dazu ergänzend:

»Auch in der Vergangenheit suchte sich das aggressive Bedürfnis nach Exkulpation zu befriedigen. So werden das Ha’avara-Abkommen, das 1933 zwischen dem Reichswirtschaftsministerium und der Zionistischen Vereinigung für Deutschland abgeschlossen wurde und gegen den Export deutscher Waren nach Palästina bis 1939 60.000 Juden die Ausreise ermöglichte, sowie Kontakte einiger rechtsextremer Zionisten zur SS (als diese noch die Auswanderung der Juden betrieb) dazu benutzt, ein “Komplott”, eine “Kollaboration”, eine “verbrecherische Allianz des Zionismus und des Nazismus” zu erfinden. Da scheint die Haganah fast zum Verursacher der NS-Judenpolitik zu werden, habe sie doch versucht, “die Mithilfe der SS bei der Beschleunigung der Austreibung der Juden zu gewinnen”. Erst entzogen sich die Zionisten schon durch feige Flucht der Verpflichtung, anstelle der versagenden deutschen Arbeiterbewegung den NS zu stürzen, dann brachten sie noch mit dem Ha’avara-Abkommen “jeglichen Versuch eines wirtschaftlichen Boykotts des Nazireichs zum Scheitern”! Selbst sind sie schuld, die Juden-Zionisten, hat doch “ihre Konspiration mit den Nazis … dazu beigetragen, das Nazi-Regime zu stärken und die Front des antifaschistischen Kampfes … zu schwächen”, hielten sie doch “den Faschismus im Sinne ihrer Pläne für wünschenswert …, der den Juden den Tod brachte”, womit die Zionisten “den Tod von vielen Tausenden von Juden durch Hitler auf dem Gewissen haben”. Die von den Antizionisten betriebene Verschiebung des NS nach Israel, die Rede von einer “ideologischen Verwandtschaft zwischen dem Antisemitismus des NS-Faschismus und dem Zionismus” bis hin zur obszönen Behauptung einer Mitschuld an der Vernichtung, leistet eine derart unverfrorene Verdrängung des NS, Exkulpation der deutschen Nation und Restituierung deutschen Nationalgefühls wie sie selbst Nolte et. al. weit von sich weisen würden: an jenem Staat, der allein durch seine Existenz die Erinnerung an Auschwitz nicht vergehen läßt und so dem Bedürfnis nach deutschem Nationalgefühl im Wege steht. “So sind sie uns perverserweise ähnlich geworden” stellen mit der späten Geburt begnadete deutsche Antizionisten fest, und die solch scheinheiligem Entsetzen stets auf den Fuß folgende Entdeckung der Palästinenser als die “Juden der Juden” bedeutet in seiner Konsequenz nicht nur Entschuldung, sondern Aufruf zu neuerlicher Gewalt – die Juden sollen nämlich bloß nicht glauben, “als hätten sie durch unsere Taten eine Art Mordbonus erhalten”. “Angesichts der zionistischen Greueltaten verblassen … die Nazigreuel” stellte der Grüne Kalender 1983 befriedigt fest und rief nicht nur dazu auf: “Kauft nicht bei Juden”, sondern fragte erwartungsvoll, “wann den Juden endlich ein Denkzettel verpaßt wird”.«

Siehe zu diesem Thema auch die Arbeit Zionismus und Antisemitismus im Dritten Reich von Francis R.  Nicosia.

Abschließend noch zwei Zitate der Antisemitismusforscherin Monika Schwarz-Friesel und der Amadeu Antonio Stiftung:

»Um das einseitige Aggressorbild Israels aufrechterhalten zu können, werden Referenzialisierungen konstruiert, die auf Falschaussagen basieren. Die Verfälschung von Fakten erfolgt durch Umkehrung, Auslassung oder Relativierung von Sachverhaltsinformationen. Auf diese Weise erzeugen die sprachlinchen Strukturen ein Feindbild Israel, das zwar mit der Realität nicht kompatibel ist, dafür aber exakt das repräsentiert, was dem judeophoben Weltbild entspricht und das damit genau die ihm zugewiesene Funktion erfüllt. […] Um das Ausmaß israelischer Gewalt verbal höchstmöglich zu potenzieren, werden mit NS-Vergleichen irreale Kontrastierungen etabliert. Sie konstituierten absolute Täter-Opfer-Oppositionen. […] Juden erscheinen so (in der Täter-Opfer-Umkehr) als Tätervolk. Neben ihrer diskreditierenden Funktion dienen diese unangemessenen Vergleiche stets auch der Schuldabrechnung. […].«

»Nicht dass Kritik geübt wird, sondern wie diese argumentativ begründet und sprachlich formuliert wird, ist für diese Diskussion entscheidend. Wenn Israel als Projektionsfläche für antisemitische Ressentiments dient und tradierte antijüdische Stereotype und Argumente benutzt werden, um den Staat Israel generell zu diskreditieren, wenn seine jüdischen Bürger kollektiv dämonisiert werden und seine Existenzberechtigung als jüdischer Staat in Frage gestellt wird, wenn ein irreales Feindbild von Israel konstruiert wird, dann liegt keine Israel-Kritik, sondern verbaler Antisemitismus in der Formvariante des Anti-Israelismus vor.«

Quelle: Monika Schwarz-Friesel, Jehuda Reinharz: Die Sprache der Judenfeindschaft im 21. Jahrhundert. Berlin, New York: de Gruyter, 2013.

»In Debatten um Kritik an Israel wird immer wieder von „antisemitischer Israelkritik“ geredet. Dieser Begriff ist irreführend. Das Wort Kritik leitet sich vom griechischen Wort krínein ab. Es meint (unter-) scheiden, beurteilen. Im Antisemitismus wird jedoch nicht unterschieden oder beurteilt. Das Urteil steht stets schon vor Prüfung der Sachlage fest: Die Schuldigen sind immer „die Juden“ oder eben Israel als imaginierter „kollektiver Jude“. Entweder ist eine Äußerung kritisch oder antisemitisch – beides geht nicht.

Israel als „kollektiver Jude“?

Im Antisemitismus werden „den Juden“ seit jeher gewisse negative Eigenschaften zugeschrieben. Seit der Staatsgründung Israels werden diese häufig auch auf Israel projiziert. Im klassischen Antisemitismus gelten „die Juden“ häufig als Weltbrandstifter – verantwortlich für die beiden Weltkriege. Heute wird Israel vorgeworfen, den Weltfrieden zu bedrohen und den 3. Weltkrieg herbeiführen zu wollen. Auch die antisemitische Ritualmordlegende wird auf Israel übertragen. Israel wird vorgeworfen, die palästinensischen Gebiete u.a. nur deshalb zu besetzen, um gesunde Organe der Palästinenserinnen und Palästinenser für die eigene Bevölkerung zu rauben. Diese moderne Variante der Ritualmordlegende findet sich sowohl im islamisierten Antisemitismus, als auch in bürgerlichen europäischen Tageszeitungen. Wenn antisemitische Ressentiments auf Israel projiziert werden, handelt es sich um Antisemitismus. Oftmals wird entgegnet, dass dies nicht Antisemitismus sein könne, da nur über Israel eine Aussage getroffen werde und nicht über alle Jüdinnen und Juden. Sobald jedoch antisemitische Ressentiments auf Israel projiziert werden, dem Staat Israel „jüdische Eigenschaften“ zugeschrieben werden, wird Israel im Weltbild von Antisemitinnen und Antisemiten zum „kollektiven Juden“ stilisiert. Ist das der Fall, handelt es sich eindeutig um Antisemitismus. Kritik, auch harsche Kritik, an der israelischen Politik, die sich keiner antisemitischen Ressentiments bedient, ist jedoch kein Antisemitismus.«

Quelle: https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/w/files/pdfs/aas-israelfeindschaft.pdf

Mehr unsägliche Hetze von Fuad Afane findet man auf Friedensdemo-Watch.

Mehr Informationen zu diesem Thema

Über legitime Kritik, israelbezogenen Antisemitismus und pädagogische Interventionen

http://www.amadeu-antonio-stiftung.de/w/files/pdfs/aas-israelfeindschaft.pdf

Israel-Kritik versus Anti-Israelismus

https://genfmblog.wordpress.com/2014/10/23/israel-kritik-versus-anti-israelismus/

Antizionistischer Antisemitismus

https://www.mut-gegen-rechte-gewalt.de/service/lexikon/a/antizionismus

http://www.bpb.de/themen/TDNK0N,0,0,Antizionistischer_Antisemitismus.html

Zur Logik des deutschen Antizionismus

http://www.rote-ruhr-uni.com/cms/Zur-Logik-des-deutschen.html

Ein offener Brief an Die Bandbreite

Es ist interessant wenn sich Leute wie Jürgen Elsässer über Faschisten in der Ukraine echauffieren, während sie hierzulande zum Zusammenschluss mit Neonazis aufrufen oder gar bestreiten, dass es sich um Neonazis handeln würde. Ein randalierender und marodierender HoGeSa-Mob ist für Elsässer dann eben auch mal eine „antifaschistische Demo“. Mit Elsässer seid ihr laut der taz ja auch gerne mal aufgetreten. Auch Du, lieber Wojna, hast auf diversen Montagsmahnwachen und bei den Engagierten Demokraten gegen die Amerikanisierung Europas“ (Endgame) flammende Plädoyers gegen die „faschistische Regierung“ in der Ukraine gehalten. Du regst Dich also über den Faschismus mitten in Europa auf. Und das tust Du zweifelsohne vollkommen zurecht! Aber wenn Dich Faschos so stören, wieso trittst Du beispielsweise auf den „Anti Zensur Koalitionen“ (AZK) des evangelikalen Sektengründers Ivo Sasek auf? Sasek verbeitet nicht nur über seine Online-Sender klagemauer.tv und jugend-tv.net geschichtsrevisionistische bis rechtsradikale Propaganda, er bietet auf seinen AZK-Veranstaltungen auch regelmäßig Holocaustleugnern und Geschichtsrevisionisten wie Sylvia Stolz oder Bernhard Schaub ein Forum. In einem Videostatement sagtest Du, dass Du die AZK schätzen würdest, denn dort würden „Dissidenten“ zu Wort kommen. Die Regierung in der Ukraine ist faschistisch, weil Rechtsradikale mitregieren und hierzulande sind Faschos auch mal „Dessidenten“? Hmmm… Komisch auch, dass Du die legidlich die rechtsextreme Regierungsbeteiligung in der Ukraine kritisierst, aber nicht die Unterstützung der prorussischen Separatisten durch neonazistische Gruppierungen, wie etwa der Russischen Nationalen Einheit.

In Eurem Musikvideo zu Du bist mein Freund solidarisiert Ihr Euch außerdem mit Michael Vogt, der u.a. mit seinem geschichtsrevisionistischem Film Geheimakte Hess in die Kritik geraten ist. Dazu passt dann auch Euer geschichtsrelativierendes Lied Danke für das Monster, aber das Thema haben wir schon an anderer Stelle ausführlich behandelt.

Und warum macht es Euch anscheinend wenig aus, dass Rechtsextremisten mit Euch bei Endgame marschieren und warum duldet Ihr offenen Antisemitismus? Auf diversen Fotos sieht man Dich, lieber Wojna, zusammen mit Thomas “Steiner” Wulff (NPD) – auch wenn Du Dich im Nachhinein ahnungslos gibst und das Entstehen des Fotos mit einer absurden Verschwörungstheorie rechtfertigst, wonach es sich bei dem Fotografen um einen Agenten des Verfassungsschutzes handeln würde. Wulff ist allerdings längst nicht die einzige zweifelhafte Gestalt die sich im Umfeld von Endgame herumtreibt. Auf vergangenen Veranstaltungen durfte beispielsweise der ehemalige „Blood & Honour“-Kader Sven Liebich (ein Geschäftspartner von Ken Jebsen) sprechen oder der Reichsbürger, Rechtsextremist und verurteilte Holocaustleugner Christian Bärthel die Haftentlassung Horst Mahlers fordern. Auch der Deutsch-Palästinenser Fuad Afane ist ein gern gesehener Redner bei Endgame. Afane behauptet u.a., dass die Zionisten“ die Protokolle der Weisen von Zion befolgen würden und fällt regelmäßig mit rassistischen Parolen wie „Aschkenasim sind keine Semiten. Ausländer raus aus Palästina!“ auf.

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Inzwischen engagiert sich ebenfalls die Ex-Pegida-Frontfrau Kathrin Ortel bei Endgame und hat für ihren Wechsel von Pediga zu Endgame in der Talkshow von Maybritt Illner eine ziemlich wirre Begründung abgeliefert.

Mittlerweile frönt man bei Endgame einen noch unverblümteren Antisemitismus als auf den Montagsmahnwachen. Auf der offiziellen Facebookpräsenz fantasiert man beispielsweise von Wladimir Putin als einen respektablen Führer“ der die Welt vom Joch des Imperiums der jüdischen Lobby“ befreien wird. Mehr dazu auf Friedensdemo-Watch.

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Bild-Quelle: PEGADA-Watch

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Bild-Quelle: PEGADA-Watch

Und dann Euer Ulfkotte-Posting vom 9. November 2014:

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Nun ja, Wojna. Du echauffierst Dich häufig darüber, dass die Medien Feindbilder wie „den Moslem“ schaffen würden. Ich kann mich aber nicht erinnern, wann ich mal vergleichbar islamfeindliche und rassistische Ausfälle wie die eines Udo Ulfkotte (Stichwort „Fäkalien-Dschihad“) im öffentlich-rechtlichen Fernsehen oder in seriöseren Printmedien erlebt habe. Ich will damit keineswegs die angeblich ach so pöhsen Mainstreammedien in Schutz nehmen. Ich will damit nur verdeutlichen, dass Ihr mit doppelten Maßstäben messt – eben genau wie ein Jürgen Elsässer. Die Kritik an Rechtsextremismus wird nicht durch die Zusammenarbeit mit Rechten glaubwürdiger und die Kritik an Islamfeindlichkeit wird nicht durch den Support von islamophoben Hetzern glaubwürdiger. Könnte es sein, dass Ihr nur aus dem Grund gegen die Faschisten in der Ukraine seid, weil sie vermeintlich von den USA gefördert werden? Eben genau von der „Elite“ die laut eurem Track „Danke für das Monster“ ebenfalls das Dritten Reich und Hitler zu verantworten hat? Könnte es sein, dass auch ein Jürgen Elsässer oder ein Michael Vogt nur gegen die angeblich US-geförderten Faschisten sind, weil der Amerikanismus für sie die „Verneinung der Volksgemenschaft“ und der „Globalismus“ die „Volkszersetzung“ durch eine international-monopolkapitalische Elite darstellt? Habt Ihr euch mal gefragt in welcher Tradition diese agitative Trennung in „raffendes“ und „schaffendes Kapital“ steht? Auch mit Xavier Naidoo solidarisiert ihr Euch weil er behauptet, dass Deutschland ein besetztes Land sei. Systemkritik bedeutet für Euch offensichtlich nur: Hauptsache gegen Amerika. Aber ich höre schon auf, denn sobald man derartige Argumentationen kritisch beleuchtet oder mit komplexeren Erklärungsmodellen als „Infokrieg“-Niveau argumentiert, ist man ja für Euch ein verpöhnter „Antideutscher“.

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Aber wer ist für Euch überhaupt ein Antideutscher? Zu welcher Antifa bekennt Ihr euch also? Das konnte man auf diversen Endgame-Demonstrationen beobachten, wie beispielsweise hier in Hannover:

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Wojna (Die Bandbreite) am 14.03.2015 bei Endgame in Hannover.

Eine „Antifa“ mit Thor Steinar-Klamotten und Antifaflaggen, die Transparente mit nationalistischen Parolen wie „Schluss mit der Besatzung Deutschlands! Freiheit für das deutsche Volk!“ hochhält, ist wohl eher ein schlechter Witz. Eine Antifa die generell gegen Nation, Staat und Kapital auftritt, zählt nach dieser Logik für Euch wohl per se zu den „Antideutschen“.

Eben weil Ihr mit doppelten Maßstäben messt, weil ihr offenen Antisemitismus und nationalistisches wie reaktionäres Gedankengut toleriert und weil sich Euer verkürzter Antikapitalismus und selektiver Antifaschismus auf dem primitiv-nationalbolschewistischem Niveau eines Elsässers bewegt, seid Ihr für mich weder Antifaschisten noch Linke.

Pedram Shahyar und die »Bourgeoisie von Auschwitz«

Wir haben uns bereits in unseren letzten beiden Artikeln (siehe hier und hier) mit Pedram Shahyar auseinandergesetzt. In diesem Artikel soll es darum gehen, wie konsequent Shahyar seinen »Humanistischen Grundkonsens« umsetzt. In der Facebook-Gruppe »Bourgeoisie von Auschwitz« wird einiges an strafbaren Inhalten gepostet, z.B. unter Verwendung verfassungsfeindlicher Symbole oder nach einem neueren Urteil ebenfalls strafbare codifiziert-antisemitische Volskverhetzung (Gruppendiskussion als Screenshot). Sowohl Shahyar als auch die bekennenden Linken und Mahnwachen-Aktivisten Stephan Bartunek und Melchior-Christoph von Brincken sind Mitglieder dieser Gruppe. Mit der Propaganda Bartuneks und Brinckens setzen wir uns hier auseinander.

Friedensdemo-Watch schreibt dazu:

»Die „Linken“ Pedram Shahyar (Team KenFM, Aktionsbüro ‪#‎Friedenswinter‬) und Stephan Bartunek (Breitband Bartunek, Wahnmache Wien) werden sich nicht heraus reden können, nichts von der Gruppe gewusst zu haben und einfach hinzugefügt worden zu sein. Ein Beitrag in der Gruppe ist von beiden geliket worden, wie übrigens auch von dem Endgamer und Antisemiten Fuad Afane. Dieses Posting enthält unter anderem die antisemitische Behauptung Israel sei „faschistisch“¹, was dort in anderen Posting durch einen „Gaza-Auschwitz-Vergleich“ bzw. einer Gleichsetzung der Slogans „Arbeit macht frei“ und „free Gaza from Hamas“ noch drastischer formuliert wird, den Shahyar zumindest gesehen hat ohne sich daran zu stören – so etwas bemängelt er nur öffentlichkeitswirksam, wenn es darum geht seine antisemitischen Freunde rein zu waschen und so zu tun als hätte seine Intervention bei den Wahnmachen einen anderen Sinn als sie für einen Teil der Linken als „bündnisfähig“ darzustellen. Bartunek will den antisemitischen Gehalt des „Israel-Nazi-Vergleiches“ im Gegensatz zu Shahyar sowieso nicht raffen und verfasste in der Gruppe ein Posting in dem er selsbt von „Zionazis“ schwurbelt. Weitere Mitglieder sind der wahnmachennahe Antimprapper Kaveh Ahangar, der Wahnmachen-Esoschrubler Rüdiger Lenz, der Endgamer Mahdi Feist, der Gründer/ Admin: Melchior-Christoph von Brincken und Claus Stephan Schlangen, letzteren vl. einigen u.a. deswegen bekannt, weil er es schaffte wegen antisemitsicher Äußerungen aus der Partei die Linke zu fliegen und weil es ein Tumblr-Blog gibt/gab, der sich allein der Sammlung seiner Aussagen widmet/e. Administratoren, und damit strafrechtlich möglicherweise für sämtliche Inhalte zur verantwortung zu ziehen, sind neben „von Brincken“ auch Claus Stephan Schlangen, Fuad Afane, Davicii Stefanovv und Stephan Bartunek. Bartunek und von Brincken kennen sich offenbar von der Wahnmache Wien, dort referierte er referierte über, was auch sonst, den Nahostkonflikt. Nach eigenen bekunden lebt Gruppengründer von Brincken in Wien ist aber auch in Berlin gemeldet. Er hat verschiedenene Internetauftritte wie seine Künstlerseite „kunst macht druck“, „soziale opposition“. „kein Blut für Öl“², wo sich unter einemer url die „bartunek“ beinhaltet eine Menge „Israelkritik“ versteckt. Bei „scharf-links“ trat er als Autor in Erscheinung, dort wurde aber auch ein Leserbrief veröffentlicht, in dem er sich über einen kritischen Artikel zu den Wahnmachen empörte. Ein von Brincken geschriebener Text wurde von Bartunek gesprochen und unter dem Account der Wahnmache Wien bei Youtube veröffentlicht – dabei handelt es sich um einen Aufruf zur Bildung einer Querfront. Bartunek wiederum ist z.B. durch das Teilen von antisemitischen „Weihnachtsgeschichten“ „bekannt“ geworden: „Am 22. Dezember 1913 erfolgte ein genialer Putsch wider die Demokratie in den USA, von dem nur wenige wissen, dass er stattgefunden hat und geglückt ist. Die meisten Abgeordneten hatten die Heimreise zu ihren Familien angetreten, um das Weihnachtsfest zu feiern, als vor den schütter besetzten Bänken des amerikanischen Kongresses ein Antrag eingebracht wurde, der das Geldschöpfungsrecht auf wenige Familien übertrug und die Macht für das kommende Jahrhundert zwischen diesen Privatbanken aufteilte. Mit dieser Machtvollkommenheit ausgestattet, hatten die Verschwörer also ihren Geld scheißenden Esel erfunden: Sie bedrucken die grünen Scheine mit Ziffern und vermieten diese seither gegen entsprechenden Zins an den amerikanischen Staat. Den Verschwörern war es seither ein leichtes, die Presse und damit die Meinungsbildung im Lande in die Gewalt zu bekommen und mittels Bestechung, Erpressung und Mord die Politik des Landes in Krieg und Frieden zu steuern. […] Die Gründerbanken waren: Rothschild Bank (London, Paris, Berlin) Warburg Bank (Hamburg und Amsterdam) Chase Manhattan Bank New York Goldman Sachs Bank New York Lehmann Bank New York Khun Loeb Bank New York Israel Moses Seif Bank Italien Lazard Brothers Bank Paris […] (Bitte keine antisemitischen Kommentare – danke)“ [Quelle]. Das es sich bei diesen angeblichen Weltherrschern fast ausschließlich um Juden handelt dürfte genauso klar sein, wie das die Liste frei erfunden ist. Die ganze Gruppe basiert auf der mittlerweile weitestgehend widerlegten Behauptung, die Nazis seien vor allem vom „Großkapital“ finanziert wurden, wie es trotz anderem Stand der heutigen Forschung auch heute noch gerne von gewissen Linken und (anderen) Verschwörungsideologen behauptet wird³ und auf der Behauptung, die gleichen Kräfte würden heute Faschisten in der Ukraine, in Israel und „selbstverständlich“ auch die Kritiker der Wahnmachen, z.B. Friedensdemo-Watch finanzieren.«

Quelle: https://www.facebook.com/friedensdemowatch/posts/878785282175729:0

Einige exemplarische Screenshots aus der Facebook-Gruppe:

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Pedram Shahyar hat oft wiederholt, dass Antisemitismus nicht toleriert werden dürfe und struktureller Antisemitismus sowie eine verkürzte Kapitalismuskritik nicht akzeptabel wären. Allerdings zeigt sich auch hier mal wieder, dass seine Lippenbekenntnisse nicht viel wert sind. Auf Facebook hat es jemand in einem Kommentar auf den Punkt gebracht:

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Shahyar scheint jede Kritik an den Mahnwachen als »antideutsche Propaganda« abzutun, aber ruft gleichzeitig dazu auf, dass man sich mit Kritik auseinandersetzen müsse. Auch hier zeigt Shahyar, dass es ihm nicht um einen ernsthaften und kritischen Diskurs geht, sondern darum möglichst jede Kritik mit dem Totschlagargument »antideutsch« zu ersticken, während andere bekennende Linke wie Lea Frings, Marsili Cronberg oder auch Patrik Baboumian mittlerweile ihr Engagement bei den Mahnwachen aufgrund der antisemitischen und verschwörungsideologischen Umtriebe eingestellt haben (Frings und Cronberg) oder gar rückblickend als schweren Fehler betrachten (Baboumian).

Aber was ist nun an den Argumenten aus der Facebook-Gruppe »Bourgeoisie von Auschwitz« dran? An dieser Stelle sei erneut auf unsere Artikel Der Antisemitismus der Mahnwachen-Protagonisten und Antiamerikanismus als geschichtsrevisionistische Entlastungsstrategie verwiesen, in welchen wir uns bereits etwas ausführlicher mit den Argumenten – wie wir sie auch in besagter Facebook-Gruppe vorfinden (Hitler wurde vom Großkapital an die Macht gebracht, »National-Zionismus« etc. pp.) – auseinandergesetzt haben. Fuad Afane (Zitat: »Ashkanazim sind keine Semiten. Ausländer Raus aus Palästina!«) , Melchior-Christoph von Brincken und Stephan Bartunek (Zitat: »Antizionismus ist Antifaschismus«) werden ebenfalls nicht müde auf die vermeintliche Kooperation der Nationalsozialisten mit den Zionisten hinzuweisen (Stichwort Ha’avara-Abkommen). Mit diesem Argument haben wir uns bereits ausführlich in unserem Artikel Susan Bonath: Eine Junge Welt-Journalistin auf Abwegen auseinandergesetzt. Mit der Abgrenzung zwischen legitimer Israelkritik und Antisemitismus haben wir uns in unserem Artikel Israel-Kritik versus Anti-Israelismus befasst.

Fußnoten von Friedensdemo-Watch:

¹ „Beispiele von Antisemitismus im Zusammenhang mit dem Staat Israel und unter Berücksichtigung des Gesamtkontextes können folgende Verhaltensformen einschließen, ohne auf diese beschränkt zu sein: […] Vergleiche der aktuellen israelischen Politik mit der Politik der Nationalsozialisten.“ http://www.european-forum-on-antisemitism.org/working-definition-of-antisemitism/deutsch-german/

² „Besonders gerne verstehen sich Antiimperialisten als Friedensfreunde. Auffällig ist, dass sie für „den Frieden“ – oder jedenfalls für ihre Vorstellung davon – regelmäßig nur dann kämpfen, wenn es gegen die USA, Israel oder den Westen geht. Können sie denen beim besten Willen nichts anhängen, lassen sie Kriege und Militäraktionen auf der ganzen Welt verdächtig kalt. Wie ressentimentgeladen dieses Weltbild ist, lässt sich anhand der Losung „Kein Blut für Öl“ zeigen. Als die USA 2003 den Irakkrieg begannen, demonstrierten hunderttausende unter diesem Motto. Es erwies sich als fähig, staatstragende BürgerInnen zusammen mit linken Antiimps, Islamisten und Nazis in Scharen auf die Straßen zu treiben. Vom positiven Bezug auf „das Blut“ wollen wir hier einmal schweigen. Reden wir über die andere Flüssigkeit. Dass das Saddam-Hussein-Regime Öl an den Westen verkaufte und unter Umgehung von Embargobestimmungen liebend gerne noch viel mehr geliefert hätte, es folglich keinen Krieg brauchte, damit die USA an irakisches Öl kamen, blendeten alle miteinander aus. Auch, dass die Hälfte des weltweit geförderten Öls zur Aufrechterhaltung des Verkehrs dient, ein „Krieg für Öl“ folglich auch dafür geführt worden wäre, dass deutsche Friedensfreunde jederzeit volltanken können, musste natürlich abgewehrt werden. Ein Aufruf zum Tankstellenboykott, zehntausendfach auf Friedensdemos verteilt, blieb erwartungsgemäß ohne Resonanz. Er passte nicht ins Bild von „uns Guten“ und „den Bösen“. Auch stellt sich zehn Jahre nach dem Irakkrieg – gegen den man aus anderen Gründen durchaus etwas haben konnte – keineR der vermeintlichen FriedensfreundInnen die Frage, wo denn nun eigentlich die US-Tankerflotten geblieben sind, die „dem irakischen Volk“ sein Öl raubten. KeineR fragt, warum ausgerechnet chinesische Konzerne den großen Deal machten, als die neue irakische Regierung Lizenzen für die Erdölindustrie vergab. (Siehe z.B. China plant milliardenschweren Öl-Deal im Irak, Spiegel online, 30.12.2012) Obwohl Kapitalismus also anders funktioniert, als sich Antiimperialisten das vorstellen, kramte eine angebliche Friedensbewegung im Jahre 2011 erneut die Parole „Kein Krieg für Öl“ hervor. Dass jedoch auch das libysche Gaddafi-Regime einen Großteil seines Reichtums aus dem Ölverkauf an den Westen bezog, dieser folglich auch diesmal dafür keinen Krieg nötig hatte, durfte einfach nicht wahr sein.“ http://emafrie.de/was-ist-antiimperialismus/

³ „In der Mitte der 1920er Jahre war die Partei fast gänzlich auf Beiträge, Erlöse für Propagandamaterial oder Eintrittsgelder angewiesen. Nur einzelne mittelständische Unternehmer wie der Klavierbauer Edwin Bechstein oder der Verleger Hugo Bruckmann griffen Hitler beim Neuaufbau seiner Partei unter die Arme. Ende 1926 versuchten die Nationalsozialisten daher durch intensives Werben bei der Großindustrie neue Geldquellen zu erschließen. So versuchte Hitler über Emil Kirdorf Kontakt zur Großindustrie zu bekommen und verfasste die nur in Industriekreisen verbreitete Schrift Der Weg zum Wiederaufstieg, in der er versuchte seine Ideologie den Industriellen nahezubringen. Im Oktober 1927 kam es daraufhin zu einem Treffen mit führenden Unternehmern aus dem Ruhrgebiet, das allerdings finanziell für die NSDAP ergebnislos blieb. Ebenfalls sprach Hitler zwischen 1926 und 1927 vier mal in Essen vor jeweils mehreren hundert Industriellen.[…] Als Splitterpartei blieb sie jedoch für die Industrie bis zum überraschenden Wahlerfolg von 1930 weitgehend uninteressant. Erst danach begannen die Beziehungen zwischen Partei und Industrie enger zu werden. Die entscheidende Forschungsfrage war, welche Qualität diese Beziehungen annahmen. Welche Bedeutung diese Spenden aus der Industrie und von anderer Seite für die Gesamtfinanzierung der Partei vor 1933 hatten, ist auf Reichsebene wegen der schlechten Überlieferungslage nur schwer abschätzbar. Gemeinsam mit Horst Matzerath wies Turner aber anhand von vorhandenen Daten für die Gaue im Rheinland eine starke Selbstfinanzierungsquote über Mitgliederbeiträge nach. Deutlich geringer waren die Bedeutung von Spenden, die zumeist ebenfalls von Mitgliedern kamen, und die Einnahmen aus Veranstaltungen. So nahm die Partei im Gau Köln-Aachen zwischen Juni und August 1931 insgesamt 62.310 RM ein. Davon entfielen 47.015 (75 %) auf Beiträge, 8705 RM auf Spenden und 6400 RM auf Veranstaltungseinnahmen. Hinzu kamen 190 RM sonstige Einnahmen. Insgesamt war die NSDAP ähnlich wie die SPD und anders als die bürgerlichen Parteien eine sich selbst finanzierende Partei. Bei ihren Spendeneinnahmen spielte auch weniger die Großindustrie eine Rolle, die sich durch die anhaltende „sozialistische“ Rhetorik der Partei abgeschreckt fühlte – in den Länderparlamenten stimmte die NSDAP wiederholt gemeinsam mit den Linksparteien, z. B. 1927 gegen die Einführung der angeblich zu wenig arbeiterfreundlichen Arbeitslosenversicherung und die Erhöhung der indirekten Steuern. Wichtiger waren kleine oder mittelständische Industrielle wie Bechstein. Zwar gab es außer NSDAP-Mitglied Thyssen auch einige Großunternehmer, die größere Spendenbeträge überwiesen, doch konnte Turner nachweisen, dass sie gleichzeitig und zumeist in noch höherem Grade auch andere Parteien unterstützten. Zweck dieser Spenden war nicht, die NSDAP an die Macht zu bringen, sondern sich ihres Wohlwollens im Falle einer Machtergreifung zu versichern – so im Falle Friedrich Flicks, der wegen der Gelsenberg-Affäre angreifbar war – oder um sie von ihrem vermeintlich sozialistischen Kurs abzubringen. Einen bedeutenden finanziellen Beitrag zur Unterstützung des Nationalsozialismus leistete die deutsche Industrie vor der Machtübernahme nicht.“ https://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Findustrie_und_Aufstieg_der_NSDAP

Quelle: https://www.facebook.com/friedensdemowatch/posts/878785282175729:0

Der Artikel wird hier fortgesetzt.

Pedram Shahyar und die Querfront

Tausende Demonstranten sind im Juni im »Marsch der Entschlossenen« vor den Bundestag gezogen und haben mehr als 100 Gräber ausgehoben – aus Protest gegen die aktuelle Flüchtlingspolitik. Organisiert wurde die Veranstaltung von den Aktionskünstlern des Zentrums für Politische Schönheit (ZPS). Im Vorfeld der Aktion hatte sich das ZPS bereits auf Facebook eine Teilnahme der »trittbrettfahrenden neurechten Querfront und KenFM« verbeten.

zentrum

Als Reaktion darauf hat der ehemalige Attac-Aktivist Pedram Shahyar, der lange Zeit in der trotzkistischen Linken aktiv war und sich mittlerweile bei KenFM und den Montagsmahnwachen engagiert, auf dem YouTube-Kanal von KenFM ein Antwortvideo an das ZPS einstellen lassen. Siehe hierzu auch den lesenswerten Text von Friedensdemo-Watch. Querfront sei für ihn lediglich ein Begriff der eine Bewegung einer betimmten historischen Periode bezeichnet und verweist dabei auf Gregor Strasser und Karl Radek. Strasser hat in der Tat einen Querfront-Ansatz innerhalb der NSDAP verfolgt. Aber sind Querfront-Bestrebungen wirklich nur ein Phänomen der 1930er Jahre oder wird dieser ideologische Ansatz auch heute noch von bestimmten Kreisen verfolgt? Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes schreibt dazu mit Verweis auf die sog. neuen Montagsmahnwachen bei denen auch Shahyar stark engagiert ist:

»Querfront-Strategie zeichnet sich in der Praxis aus durch Konzentration auf ein Ziel, das angeblich „ideologiefrei“ durch breite Mobilisierung „nicht links, nicht rechts, sondern vorwärts“ (J. Elsässer) verfolgt wird. Dem entspricht z. B. der Verhaltenscode, dass keine Erkennungszeichen von Organisationen bei „Montagsmahnwachen“ gezeigt werden dürfen. Inhaltlich wird dies durch die platte Art von „Kapitalismus“- und „Imperialismus“-Kritik deutlich, die immer dort auftaucht, wo Rechte versuchen, linke Themen zu besetzen. Statt Analyse komplexer Zusammenhänge geht es da um simple antiamerikanische Ressentiments und undifferenzierte Pro-Russland-Haltung, die Ablehnung des „Zinssystems“, das angeblich den Kern des Kapitalismus ausmacht und – seit Beginn des jüngsten Gaza-Krieges – um einseitige Israel-Schelte. Dazu kommen eine allgemeine „Eliten“-Kritik mit Schwerpunkt auf Banken, Politiker und Medien, die – direkt oder indirekt – als Teile einer Verschwörung dargestellt werden«.

Die sog. »Neue Rechte« verfolgt in der Bundesrepublik seit Jahrzehnten eine Querfront-Taktik. Dabei sucht sie meistens die Distanz zur NPD und neonazistischen Kreisen. Sie versteht sich sowohl als Gegenentwurf zur Linken während sie sich gleichzeitig von der dem Nationalsozialismus verhafteten Rechten abgrenzt. Dabei handelt es sich um keine eigenständig strukturierte Bewegung, sondern vielmehr ein Bindeglied zwischen alten und neuen »rechten« Bewegungen unter Einschluss des Konservativismus für die sie Vermittlungsaufgaben mit dem Ziel der Neuformierung des gesamten rechten Lagers unter einem »nationalen Imperativ« übernimmt. Die Neue Rechte möchte über die eigenen Kreise hinauszuwirken. Sie bemüht sich um Kontakt und Kooperation mit Kräften außerhalb des Rechtsextremismus – insbesondere um eine Erosion der Abgrenzung zwischen demokratischem Konservativismus und extremistischer Rechter. Neu-Rechte Deutungsmuster übersetzen ideologische Grundpfeiler des Rechtsextremismus in politische Konzepte und instrumentalisieren sie damit für die Protestmobilisierung. Die Neue Rechte sollte dabei nicht nur als ein subkulturelles Randphänomen betrachtet werden, sondern ist – ob ihrer in Teilen anschlussfähigen Deutungskultur, die sich auch auf der Ebene ihrer Akteure beobachten lässt – auf dem Weg in der »Mitte der Gesellschaft« Fuß zu fassen. Aufgrund der mangelhaften organisatorischen Basis ist es der Neuen Rechten jedoch noch nicht möglich als Kollektivakteur im politischen Prozess aufzutreten. Vorhandene Strukturen – wie beispielsweise soziale Bewegungen ohne feste ideologische Verwurzelung – könnten jedoch günstige Gelegenheitsstrukturen sein, um plausible Deutungs- und Orientierungsrahmen zu konstruieren und öffentlich zu kommunizieren. Es geht kurz gesagt »um eine radikale Neudeutung bestehender Normen, um einen Diskurs, den sich das Land bislang aus historischen Gründen selbst verboten hat, oder kurz: um eine Revolution der deutschen Selbstverständlichkeiten«, wie es Felix Werdermann auf Der Freitag formuliert hat. Reaktionäres Gedankengut soll in der Mitte der Gesellschaft salonfähig werden. Siehe hierzu auch das empfehlenswerte Buch Linke Leute von Rechts? Die nationalrevolutionäre Bewegung in der Bundesrepublik von Benedikt Sepp.

Querfront-Stratege Jürgen Elsässer bringt sein Weltbild auf den Punkt.

Regelmäßig empört sich Shahyar, dass die Montagsmahnwachen eben wegen ihrer Anschlussfähigkeit nach Rechts kritisiert würden. Shahyar ist nicht der einzige bekennende Linke, der sich auf den umstrittenen Montagsmahnwachen engagiert. Auch die ehemalige RT Deutsch-Mitarbeiterin Lea Frings (Die Linke) und ihr Lebensgefährte Marsili Cronberg waren fast von Anfang an in das Projekt eingebunden. Im Mai haben jedoch beide offiziell ihr Engagement aufgegeben und ein resigniertes Resümmee gezogen:

»Inzwischen haben wir uns von den Mahnwachen zurückgezogen. Wie ist das Fazit? Zum einen müssen wir einräumen, daß eine inhaltliche Weiterentwicklung entgegen unserer Hoffnung nicht stattgefunden hat und sogar auf Widerstand gestoßen ist. Zum anderen müssen wir konstatieren, daß wir die Mechanismen von Verschwörungsglauben und tief sitzendem strukturellen Antisemitismus unterschätzt haben.«

Inzwischen sind die Montagsmahnwachen weitestgehend eingeschlafen. Aber mittlerweile gibt es ein neues Projekt mit dem Titel »Engagierte Demokraten gegen die Amerikanisierung Europas« (Endgame). Organisator Frank Geppert bezeichnete auf Facebook die Endgame-Aktivisten als »die vielleicht letzten Linken«. Shahyar gefiel offensichtlich Gepperts Aussage und hat sein Posting geliket. Des Weiteren versucht Endgame unter einem anderen Namen beim Kampagnennetzwerk Campact mitzumischen. Auch das scheint Shahyar zu gefallen. Geppert und Shahyar haben sich gemeinsam bei den Montagsmahnwachen engagiert. Daneben unterhält Geppert gute Kontakte nach ganz Rechtsaußen.

Auch andere Protagonisten der Montagsmahnwachen solidarisieren sich mit Endgame. Das verschwörungsideologische Hip Hop-Duo Die Bandbreite etwa tritt auf fast jeder Endgame-Veranstaltung auf. Dabei scheint man keine große Berühungsängste zu bekannten Rechtsextremisten zu haben. Auf diversen Fotos sieht man Wojna von Die Bandbreite zusammen mit Thomas „Steiner“ Wulff (NPD) – auch wenn sich Wojna im Nachhinein ahnungslos gibt und das Entstehen des Fotos mit einer absurden Verschwörungstheorie rechtfertigt, wonach es sich bei dem Fotografen um einen Agenten des Verfassungsschutzes handeln würde. Wulff ist allerdings längst nicht die einzige zweifelhafte Gestalt die sich im Umfeld von Endgame herumtreibt. Auf vergangenen Veranstaltungen durfte beispielsweise der ehemalige „Blood & Honour“-Kader Sven Liebich (ein Geschäftspartner von Ken Jebsen) sprechen oder der Reichsbürger, Rechtsextremist und verurteilte Holocaustleugner Christian Bärthel die Haftentlassung Horst Mahlers fordern. Auch der Deutsch-Palästinenser Fuad Afane ist ein gern gesehener Redner bei Endgame. Afane behauptet u.a., dass »die Zionisten« die Protokolle der Weisen von Zion befolgen würden und fällt regelmäßig mit Parolen wie »Aschkenasim sind keine Semiten. Ausländer raus aus Palästina!« auf. Inzwischen engagiert sich ebenfalls die Ex-Pegida-Frontfrau Kathrin Ortel bei Endgame und hat für ihren Wechsel von Pediga zu Endgame in der Talkshow von Maybritt Illner eine ziemlich wirre Begründung abgeliefert.

Mittlerweile frönt man bei Endgame einen teilweise noch unverblümteren Antisemitismus als auf den Montagsmahnwachen. Auf der offiziellen Facebookpräsenz fantasiert man beispielsweise von Wladimir Putin als einen »respektablen Führer« der die Welt vom Joch des »Imperiums der jüdischen Lobby« befreien wird.

Mehr dazu auf Friedensdemo-Watch.

Sollten sich Linke bei einer dermaßen völkischen und antisemitischen Mischpoke wie Endgame engagieren? Sicherlich nicht. Es widerspricht so ziemlich allen antifaschistischen Idalen. Allerdings sehen das einige auch anders. Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann von der Neuen Rheinischen Zeitung (NRhZ) etwa schreiben auf NRhZ-Online:

»Diejenigen, die sich als „links“ tarnen und wie Jutta Ditfurth bezogen auf „Endgame“ in diffamierender Absicht einen desorientierenden Satz wie „Inhaltlich ist diese Veranstaltung als ein Querfront-Angebot zwischen den so genannten neurechten Mahnwachen und rassistischen Pegida anzusiedeln“ von sich geben, sind entlarvt als Handlanger des US-Imperialismus und des damit verbundenen Großkapitals. Sie sind es, die weit rechts stehen. Um es marxistisch zu formulieren: sie stehen auf der Seite des Klassenfeindes. Die „Engagierten Demokraten gegen die Amerikanisierung Europas“ dagegen sind diejenigen, die erkannt haben, von wo die großen Bedrohungen für die Menschheit ausgehen.«

Linke die keine Probleme damit haben mit Reichtsbürgern, Rechtsextremisten und Antisemiten »für die gemeinsame Sache« auf die Straße zu gehen? Wie kann man sich diesen scheinbaren Widerspruch erklären? Eine Erklärung bietet der lesenswerte Artikel Was ist Kryptofaschismus?:

»Besonders irritierend wirkt die Tatsache, daß sich sowohl unter den Anhängern als auch unter den Protagonisten dieser Bewegung nicht nur viele finden, die sich subjektiv dem linken Spektrum zugehörig fühlen, sondern auch gar nicht so wenige, die auf eine politische Biographie zurückblicken können, die sich tatsächlich in unbezweifelbar linken Zusammenhängen abspielte, bevor sie – zumeist nach dem 11. September 2001 – ihre Vorliebe für Verschwörungstheorien entdeckten.

Die in diesem Umfeld beobachtbare Konvergenz zwischen rechten und linken Verschwörungstheoretikern wird oft mit dem Schlagwort „Querfront“ kritisiert. Dieser Begriff greift allerdings zu kurz. Denn hier handelt es sich um mehr als nur die Bereitschaft zur Bildung einer Aktionsgemeinschaft zwischen Linken und Rechten. Es handelt sich auch nicht nur um eine punktuelle Öffnung nach rechts. Sondern es handelt sich um eine von Teilen der Linken vollzogene schleichende Umdeutung dessen, was überhaupt unter „links“ zu verstehen ist. In dem hilflosen Versuch, die 1989 ausgebrochene linke Orientierungskrise zu bewältigen, findet dort, unter äußerlicher Beibehaltung der gewohnten Denkmuster und Terminologien, eine Neuorientierung in Form von subtilen semantischen Verschiebungen statt, in deren Folge linke Kapitalismuskritik für völkisch-nationalistische Deutungen geöffnet und mit kryptofaschistischen Diskursen kompatibel gemacht wird, ohne daß dies von den Betroffenen als Bruch empfunden wird. Diese erschreckende Entwicklung ist zweifellos auch eine Folge des totalen Niedergangs linker Theorieproduktion und –rezeption.

Von der herrschaftslegitimierenden Ersatzreligion des staatssozialistischen Vulgärleninismus, der schon in seinen besten Zeiten nichts anderes war als eine zum Zwecke der Tauglichkeit als Waffe im ideologischen Krieg zurechtgestutzte primitive Schrumpfform des Marxismus, ist in den Köpfen mancher einst linientreuer Altlinker nichts übriggeblieben als ein paar hartnäckige Feindbilder, mit denen man sich durchaus auch in der NPD sehen lassen könnte, namentlich, wenn es gilt, gegen „U$rael“ vom Leder zu ziehen.

Hier muß ein ernstgemeinter Antifaschismus mehr leisten als eine bloß äußerliche Abgrenzung, nämlich eine inhaltliche Auseinandersetzung. Jene Traditionslinken, die sich immer noch an die irreführende Dimitroff-Definition von Faschismus halten, sind dazu leider oft nicht in der Lage. Wer den Faschismus als „Diktatur des Finanzkapitals“ mißversteht und daraus womöglich die absurde Schlußfolgerung ableitet, die faschistischen Mächte der Gegenwart seien die USA und Israel, dessen Ansichten unterscheiden sich praktisch nicht von denen der Neo-Nazis.

Faschismus ist, speziell in seiner antiimperialistischen Variante als „nationaler Sozialismus“ eine mit dem linken Sozialismus konkurrierende Form der Kapitalismuskritik, auch wenn er ihm sowohl in den Grundlagen als auch in den Zielen diametral entgegengesetzt ist. Wer allerdings Grundlagen und Ziele aus den Augen verliert und sich nur auf das gemeinsame Feindbild konzentriert, für den ist der Schritt von links nach rechts nicht groß und erscheint nicht notwendigerweise als Bruch, sondern lediglich als Akzentverschiebung im Kampf gegen einen gleichbleibenden Feind.

Für jene Teile der Linken, die die Werte der Aufklärung nicht als unhintergehbare Grundlage ihres Denkens und Handelns verinnerlicht haben, die zu den vermeintlich bloß „bürgerlichen“ Menschenrechten ein allenfalls instrumentelles Verhältnis haben und die das „Totalitarismuskonzept“ ablehnen, weil sie zu einer kritischen Auseinandersetzung mit dem eigenen Totalitarismus nicht bereit sind, ist das unmerkliche Abgleiten in den Kryptofaschismus eine nicht zu unterschätzende Gefahr.

Die Entwicklung eines Horst Mahler ist kein Einzelfall, sondern lediglich ein Extrembeispiel.

Und viele, die diesen Entwicklungsweg gehen, wähnen sich nach wie vor als Linke, während sie, oft tatsächlich ohne es selbst zu merken, zu pseudolinken Kryptofaschisten geworden sind.

Wer aber nicht mehr gesellschaftliche Strukturen und Verhältnisse in Frage stellt, sondern Kapitalismuskritik darauf reduziert Sündenböcke in Gestalt von bestimmten Personen, gesellschaftlichen Gruppen, Staaten und Institutionen zu benennen, dies womöglich noch anhand von allerlei Verschwörungstheorien zu „belegen“ und „im Namen des Volkes“ gegen diese vermeintlichen Bösewichter zu kämpfen, der hat den Boden dessen verlassen, was innerhalb einer linken Tradition noch konsensfähig sein kann.«

Dieser Artikel wird hier fortgesetzt.

Siehe dazu auch:

Von der Querfront und dem Wahn vor „Antideutschen“

https://genfmblog.wordpress.com/2015/07/21/von-der-querfront-und-dem-wahn-vor-antideutschen/

Der Antisemitismus der Mahnwachen-Protagonisten

https://genfmblog.wordpress.com/2014/10/23/der-antisemitismus-der-mahnwachen-protagonisten/

Antiamerikanismus als geschichtsrevisionistische Entlastungsargumentation

https://genfmblog.wordpress.com/2014/10/23/antiamerikanismus-als-geschichtsrevisionistische-entlastungsargumentation/

Jürgen Elsässer und das antiamerikanische Ressentiment

http://www.boell.de/de/2014/07/24/juergen-elsaesser-und-das-antiamerikanische-ressentiment

Rechtsdenker: Im dunkeldeutschen Wald

https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/im-dunkeldeutschen-wald

Was ist Kryptofaschismus?

http://www.antifaschismus2.de/argumente/gegenargumente/256-was-ist-kryptofaschismus

Antisemitismus in der RAF: Radikal antijüdisch

http://www.taz.de/!5193915/

USA-Bashing: „Amerikaner sind gefährlich und profitgierig“

http://www.cicero.de/weltbuehne/usa-bashing-die-amerikaner-sind-gefaehrlich-eigennuetzig-und-profitgierig/57118

Die Nebelgranaten der FED-Kritiker

https://www.sozialismus.info/2014/07/die-nebelgranaten-der-fed-kritikerinnen/

Dimitroff revisited: Orthodox-marxistische Faschismustheorien, die einseitig ökonomische Konstanten an den Nationalsozialismus anlegen, sind verkürzt

http://www.sopos.org/aufsaetze/426a9fc3c704d/1.phtml

Die politische Ökonomie des Antisemitismus

http://www.exit-online.org/link.php?tabelle=autoren&posnr=18

Struktureller Antisemitismus und verkürzte Kapitalismuskritik

http://www.trend.infopartisan.net/trd0101/t120101.html

Elmar Altvater: Eine andere Welt mit welchem Geld?

http://userpage.fu-berlin.de/~roehrigw/altvater/altvater.pdf

“Schaffendes” und “raffendes” Kapital – Die Tauschringe, die Lehre des Silvio Gesell und der Antisemitismus

http://www.trend.infopartisan.net/trd0504/t160504.html

Blinde Flecken der Kapitalismuskritik – Gegen antisemitische Tendenzen und rechtsextreme Vereinnahmung

http://www.attac.at/fileadmin/_migrated/content_uploads/reader_antisemitismuskongress_2004_01.pdf

Die Montagsmahnwachen: Gemeinsam gegen Rotschild

http://www.heise.de/tp/artikel/41/41983/1.html

Die Montagsmahnwachen: Linke Leute von Rechts

http://www.neues-deutschland.de/artikel/930969.linke-leute-von-rechts.html

Die neuen Montagsmahnwachen: Eine Querfront für den Frieden?

http://www.hagalil.com/archiv/2014/07/02/montagsmahnwachen/

Die Neue Rechte im Internet

http://web.archive.org/web/20060813194541/http://www.im.nrw.de/sch/doks/vs/mythen_online.pdf

Der Begriff Querfront – Eine historische Betrachtung

https://www.antifainfoblatt.de/artikel/der-begriff-querfront-eine-historische-betrachtung

Querfront-Referat

http://www.copyriot.com/sinistra/reading/texte/quer02.html

Linke Leute von rechts? Die nationalrevolutionäre Bewegung in der Bundesrepublik

http://www.tectum-verlag.de/linke-leute-von-rechts.html

Getrennt marschieren, vereint Schlagen!? Nationalrevolutionäre Ideologie und Strategie

http://www.trend.infopartisan.net/trd0203/t130203.html

Die neue Querfront: Rechts und „links“ im Schulterschluss

http://www.hintergrund.de/20091016513/politik/inland/die-neue-querfront-rechts-und-links-im-schulterschluss.html

Die Querfront und Jürgen Elsässer

http://www.trend.infopartisan.net/trd0111/t280111.html

http://www.kosova-aktuell.de/index.php?option=com_content&view=article&id=2720%3Ajuergen-elsaesser-will-eine-buergerliche-querfront&catid=13&Itemid=111

http://jungle-world.com/artikel/2009/03/32459.html

http://www.trend.infopartisan.net/trd1207/t071207.html

http://www.scharf-links.de/46.0.html?&tx_ttnews%5Bswords%5D=els%E4sser&tx_ttnews%5Btt_news%5D=44727&tx_ttnews%5BbackPid%5D=65&cHash=8b98777060

Mehr Informationen über EndGAme

https://www.academia.edu/13098275/Antisemitische_und_antiamerikanische_Verschw%C3%B6rungstheorien._Eine_Diskursanalyse_im_Umfeld_der_Mahnwachen_f%C3%BCr_den_Frieden

http://www.halle-gegen-rechts.de/index.php/110-noch-mehr-gründe.html?hc_location=ufi

http://emafrie.de/pegadaendgame-jahrmarkt-der-einfachheiten/

http://verqueert.de/endgame-eine-analyse/

https://leftwinged.wordpress.com/2015/03/18/antiamerikanischer-antisemitismus-bei-endgame/

http://verqueert.de/endgame-herkunft-und-bisherige-aktionen-von-pegada-und-endgame13/

https://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=801304943239392&id=191079504261942