Endgame-Redner Fuad Afane behauptet, dass ihm am Flughafen Ben Gurion die Einreise nach Israel verwehrt wurde und er zudem noch ein lebenslanges Einreiseverbot auferlegt bekommen habe.
Auf Facebook schrieb er:
»Nach knapp 36 Stunden Haft in einem elegalen nicht existenzen Staat ISRAHELL, bin ich wieder online
Kein Essen
Kein Trinken
Ein Video Statement folgt !
Ein Stempel eines nicht existenzen Staates!«
»Ohne Grund Einreiseverbot Lebenslang. 12 Stunden Verhör Ergebnis Lebenslanges Verbot. Aber ich versuche über den Landweg in Jordanien in die Westbank einzureisen!«
Afane spricht hier dem Staat Israel also die Existenzberechtigung ab. Es ist nicht das erste Mal, dass er mit derartigen Äußerungen auffällt.
Das Register zur Erfassung rechtsextremer und diskriminierender Vorfälle in Berlin schreibt über Fuad Afane:
»Afane formulierte Positionen, die anschlussfähig für die antijudaistische Ritualmordlegende sind und Israel dämonisieren. Konkret hieß es in seiner Rede: „Und zwar geht es um eine Sekte in Jerusalem […]. Diese Sekte hat diese Kinder entführt mit folgendem Nutzen.
Organspenden. Organe, Innereien.[…] Das passiert in Jerusalem auf palästinensischem Gebiet. Das passiert auf israelischem Staatsgebiet. Geschützt und ganz legal durch Polizei und Militär.“«
Ein paar weitere Beispiele:
Fuad Afane: »Normalerweise beruft sich der Judentum auf die Thora, allerdings der Zionist beruft sich nicht auf die Thora, sondern der beruft sich ja auf die Weisen Zions, die wiederrum auf den Talmud an sich und der Talmud an sich, daraus wurde dann diese sogenannte Hasbara-Argumentation abgeleitet.« (Quelle: Fuad Afane auf Kulturstudio)
Die Protokolle der Weisen von Zion wurden bereits im Jahr 1921 als Fälschung entlarvt, bilden aber dennoch bis heute die Grundlage modernen antisemitischen Denkens. Es gibt zu diesem Thema neben ausführlicher Forschungsliteratur einige interessante Dokumentationen. Siehe beispielsweise hier und hier.
Fuad Afane: »Ashkanazim sind keine Semiten. Ausländer Raus aus Palästina.«
Als Aschkenasim bezeichnen sich mittel-, nord- und osteuropäische Jüdinnen und Juden und ihre Nachfahren. Sie bilden die größte Gruppe im heutigen Judentum. Afane wünscht sich also ein judenfreies Palästina. Jedenfalls was aus Europa stammende Jüdinnen und Juden und ihre Nachfahren betrifft. Und dann wirft ausgerechnet er Israel Rassismus vor?
Zu diesem Thema schreibt die Amadeu Antonio Stiftung:
»Wer in Deutschland von „Semiten“ spricht hat meist unbewusst immer noch Ideen im Hinterkopf, die vage den Vorstellungen der völkischen Bewegung des 19. Jahrhunderts entsprechen. Außerhalb linguistischer Fachgespräche – „semitisch“ ist eine sprachwissenschaftliche Kategorie – macht der Verweis auf „Semiten“ genauso wenig Sinn, wie von „Ariern“ zu sprechen.«
Fuad Afane: »Ihr müsst euch endlich davon lösen, dass ihr an allem Schuld seid. So ist es nicht! […] Die Folge des Zweiten Weltkrieges, die Opfer, das ist das palästinensische Volk. Aus den Opfern von damals sind die Täter von heute geworden.« (Quelle: Fuad Afane bei einer Ansprache auf einer Endgame-Kundgebung in Hannover)
Hier spricht Afane vielen deutschen Endgame-Demonstranten geradezu aus dem Herzen.
Dazu die Amadeu Antonio Stiftung:
»Sich seiner historischen Verantwortung entledigen zu wollen ist in Deutschland ein weit verbreitetes Bestreben und so manch einer empfindet die Erinnerung an deutsche Verbrechen als lästige Einschränkung für den eigenen Nationalstolz. Wird der Holocaust auch nicht unbedingt direkt geleugnet, so wird dennoch von einigen versucht, Qualität und Quantität des deutschen Vernichtungsprogramms durch hinkende Vergleiche kleinzureden. Holocaustleugnung light, sozusagen.
Diese grassierende Vergleicheritis kennt viele Ausdrucksformen, ganz besonders verlockend ist aber scheinbar, ausgerechnet Jüdinnen und Juden zu unterstellen, sich wie Nazis zu verhalten. Slogans wie „Gestern Opfer, heute Täter“, gerne kombiniert mit dem Hinweis, die Opfer hätten nichts aus ihrer eigenen Geschichte gelernt, zielen auf die völlige moralische Entlastung Deutschlands ab. Wenn die Leidenden von damals heute genauso schlimm sind wie ihre damaligen Peiniger, dann ist man ja schließlich quitt, so die Logik. So kann man sich seiner historischen Verantwortung natürlich auch entledigen. Geschichtsrevisionismus auf Umwegen.
Das bloße Austauschen des Wortes „Jude“ durch „Zionist“ ändert übrigens rein gar nichts daran, ob deine Aussagen antisemitisch sind oder nicht. Netter Versuch.«
Fuad Afane: »Du hast von Geschichte keine Ahnung! Der Zionismus hat die Juden in Europa ermordet!« (Quelle: Fuad Afane auf einer Endgame-Kundgebung in Hannover)
Hier spielt Afane wohl mal wieder darauf an, dass Zionisten mit den Nazis kollaboriert hätten und nach seiner Logik somit wohl eine Mitschuld am Holocaust tragen würden.
Auf Facebook ergänzt Afane dazu:
»Die Zionisten waren keine Opfer, sondern schon damals Mittäter am Mord von 6 Mio Juden hier in Europa !
Der Beweis ist nochmals das Abkommen der Zwangsumsiedlung der Juden aus Europa nach Palästina.(HAVARA ABKOMMEN 1933-1942). Genau darauf bezog sich mein Zitat und nur auf diesen historischen Kontext.
Der bessere Satz sollte tatsächlich lauten:“Die Mittäter von damals, sind die TÄTER von heute“! ZIONISTEN sind nicht mit den JUDEN, also den wirklichen Opfern gleich zu setzen, denn das wäre eine Verschmähung und Beleidigung, sowie eine RESPEKTLOSE Handlung den NACHFAHREN der 6 Mio ermordeten Juden Europas.«
Richtig ist, dass die Zionistische Vereinigung für Deutschland mit dem nationalsozialistischem Regime das sog. Ha’avara-Abkommen ausgehandelt hat. Die Nationalsozialisten haben zahlungskräftigen Juden eine Ausreise nach Palästina gestattet. Die deutsche Seite erhoffte sich dadurch »den deutschen Export zu fördern, insbesondere den damals befürchteten internationalen Handelsboykott zu durchbrechen«. Selektiert wer das Ha’avara-Abkommen in Anspruch nehmen durfte haben also die Nazis und keineswegs – wie Afane vielleicht suggerieren möchte – die zionistische Seite.
Aber kann man deswegen sagen, dass die Zionisten mit den Nazis kollaboriert haben? Alexander Schölsch, Professor für Politikwissenschaft und Geschichte des Nahen Ostens an der Universität Erlangen, schreibt dazu:
»Jede Kritik an der Zusammenarbeit von Zionisten mit nationalsozialistischen Stellen im Rahmen des Haavara-Abkommens (und diese Kooperation war sowohl innerhalb der zionistischen Bewegung als auch innterhalb der jüdischen Gemeinschaften Europas und Amerikas heftig umstritten) kann an dem Grundtatbestand nicht vorbeigehen, dass es eine Aktion war, die bedrängten deutschen Juden eine Emigrationsmöglichkeit in einer Zeit schuf, als ihnen die Tore Westeuropas und Amerikas keineswegs offenstanden. Verfolgten die Zionisten dabei sinistre Ziele? Sie hätten sich selbst und ihre Ideologie verleugnen müssen, wenn sie nicht die Gelegenheit genutzt und möglichst viele Auswanderer nach Palästina geleitet hätten. Verkörperte der Zionismus eine verwerfliche Idee, dann war alles verwerflich, was seine Repräsentanten taten. Das Haavara-Abkommen als solches stellt die Zionisten aber nicht bloß. Die Beschuldigung, mit dem Abkommen seien “die Interessen der jüdischen Massen in Europa den politischen Ambitionen der Zionisten [geopfert worden]”, wäre nur dann zutreffend, wenn diese Abkommen die Emigration von Juden in andere Länder behindert oder die Situation der Juden in Deutschland verschlimmert hätte. Es waren doch nicht die Zionisten, denen es endlich gelang, die deutschen Juden von der Notwendigkeit der Emigration zu überzeugen, sondern es waren die Nazis, die sie zu dieser “Einsicht” zwangen. Nicht die Zionisten haben das nationalsozialistische Regime zu dem Entschluss gebracht, die Emigration zu forcieren; vielmehr bedienten sich die Nazis der Zionisten. Diese versuchten, die Emigration in der für sie günstigsten Weise zu gestalten – die gleichzeitig den Interessen der nationalsozialistischen Stellen entsprach. Wenn behauptet wird, “das Zögern der deutschen Juden, sich auf Geheiß des Zionismus zu entwurzeln, musste durch Überredung überwunden werden, die die Nazis gerne zu leisten bereit waren”, so ist dies eine bösartige Verkehrung von Ursache und Wirkung, die einer Entschuldigung der nationalsozialistischen Judenverfolgung gleichkommt, indem sie die Zionisten zu Initiatoren dieser “Entwurzelungspolitik” stempelt.«
Die Rote Ruhr Uni schreibt dazu ergänzend:
»Auch in der Vergangenheit suchte sich das aggressive Bedürfnis nach Exkulpation zu befriedigen. So werden das Ha’avara-Abkommen, das 1933 zwischen dem Reichswirtschaftsministerium und der Zionistischen Vereinigung für Deutschland abgeschlossen wurde und gegen den Export deutscher Waren nach Palästina bis 1939 60.000 Juden die Ausreise ermöglichte, sowie Kontakte einiger rechtsextremer Zionisten zur SS (als diese noch die Auswanderung der Juden betrieb) dazu benutzt, ein “Komplott”, eine “Kollaboration”, eine “verbrecherische Allianz des Zionismus und des Nazismus” zu erfinden. Da scheint die Haganah fast zum Verursacher der NS-Judenpolitik zu werden, habe sie doch versucht, “die Mithilfe der SS bei der Beschleunigung der Austreibung der Juden zu gewinnen”. Erst entzogen sich die Zionisten schon durch feige Flucht der Verpflichtung, anstelle der versagenden deutschen Arbeiterbewegung den NS zu stürzen, dann brachten sie noch mit dem Ha’avara-Abkommen “jeglichen Versuch eines wirtschaftlichen Boykotts des Nazireichs zum Scheitern”! Selbst sind sie schuld, die Juden-Zionisten, hat doch “ihre Konspiration mit den Nazis … dazu beigetragen, das Nazi-Regime zu stärken und die Front des antifaschistischen Kampfes … zu schwächen”, hielten sie doch “den Faschismus im Sinne ihrer Pläne für wünschenswert …, der den Juden den Tod brachte”, womit die Zionisten “den Tod von vielen Tausenden von Juden durch Hitler auf dem Gewissen haben”. Die von den Antizionisten betriebene Verschiebung des NS nach Israel, die Rede von einer “ideologischen Verwandtschaft zwischen dem Antisemitismus des NS-Faschismus und dem Zionismus” bis hin zur obszönen Behauptung einer Mitschuld an der Vernichtung, leistet eine derart unverfrorene Verdrängung des NS, Exkulpation der deutschen Nation und Restituierung deutschen Nationalgefühls wie sie selbst Nolte et. al. weit von sich weisen würden: an jenem Staat, der allein durch seine Existenz die Erinnerung an Auschwitz nicht vergehen läßt und so dem Bedürfnis nach deutschem Nationalgefühl im Wege steht. “So sind sie uns perverserweise ähnlich geworden” stellen mit der späten Geburt begnadete deutsche Antizionisten fest, und die solch scheinheiligem Entsetzen stets auf den Fuß folgende Entdeckung der Palästinenser als die “Juden der Juden” bedeutet in seiner Konsequenz nicht nur Entschuldung, sondern Aufruf zu neuerlicher Gewalt – die Juden sollen nämlich bloß nicht glauben, “als hätten sie durch unsere Taten eine Art Mordbonus erhalten”. “Angesichts der zionistischen Greueltaten verblassen … die Nazigreuel” stellte der Grüne Kalender 1983 befriedigt fest und rief nicht nur dazu auf: “Kauft nicht bei Juden”, sondern fragte erwartungsvoll, “wann den Juden endlich ein Denkzettel verpaßt wird”.«
Siehe zu diesem Thema auch die Arbeit Zionismus und Antisemitismus im Dritten Reich von Francis R. Nicosia.
Abschließend noch zwei Zitate der Antisemitismusforscherin Monika Schwarz-Friesel und der Amadeu Antonio Stiftung:
»Um das einseitige Aggressorbild Israels aufrechterhalten zu können, werden Referenzialisierungen konstruiert, die auf Falschaussagen basieren. Die Verfälschung von Fakten erfolgt durch Umkehrung, Auslassung oder Relativierung von Sachverhaltsinformationen. Auf diese Weise erzeugen die sprachlinchen Strukturen ein Feindbild Israel, das zwar mit der Realität nicht kompatibel ist, dafür aber exakt das repräsentiert, was dem judeophoben Weltbild entspricht und das damit genau die ihm zugewiesene Funktion erfüllt. […] Um das Ausmaß israelischer Gewalt verbal höchstmöglich zu potenzieren, werden mit NS-Vergleichen irreale Kontrastierungen etabliert. Sie konstituierten absolute Täter-Opfer-Oppositionen. […] Juden erscheinen so (in der Täter-Opfer-Umkehr) als Tätervolk. Neben ihrer diskreditierenden Funktion dienen diese unangemessenen Vergleiche stets auch der Schuldabrechnung. […].«
»Nicht dass Kritik geübt wird, sondern wie diese argumentativ begründet und sprachlich formuliert wird, ist für diese Diskussion entscheidend. Wenn Israel als Projektionsfläche für antisemitische Ressentiments dient und tradierte antijüdische Stereotype und Argumente benutzt werden, um den Staat Israel generell zu diskreditieren, wenn seine jüdischen Bürger kollektiv dämonisiert werden und seine Existenzberechtigung als jüdischer Staat in Frage gestellt wird, wenn ein irreales Feindbild von Israel konstruiert wird, dann liegt keine Israel-Kritik, sondern verbaler Antisemitismus in der Formvariante des Anti-Israelismus vor.«
Quelle: Monika Schwarz-Friesel, Jehuda Reinharz: Die Sprache der Judenfeindschaft im 21. Jahrhundert. Berlin, New York: de Gruyter, 2013.
»In Debatten um Kritik an Israel wird immer wieder von „antisemitischer Israelkritik“ geredet. Dieser Begriff ist irreführend. Das Wort Kritik leitet sich vom griechischen Wort krínein ab. Es meint (unter-) scheiden, beurteilen. Im Antisemitismus wird jedoch nicht unterschieden oder beurteilt. Das Urteil steht stets schon vor Prüfung der Sachlage fest: Die Schuldigen sind immer „die Juden“ oder eben Israel als imaginierter „kollektiver Jude“. Entweder ist eine Äußerung kritisch oder antisemitisch – beides geht nicht.
Israel als „kollektiver Jude“?
Im Antisemitismus werden „den Juden“ seit jeher gewisse negative Eigenschaften zugeschrieben. Seit der Staatsgründung Israels werden diese häufig auch auf Israel projiziert. Im klassischen Antisemitismus gelten „die Juden“ häufig als Weltbrandstifter – verantwortlich für die beiden Weltkriege. Heute wird Israel vorgeworfen, den Weltfrieden zu bedrohen und den 3. Weltkrieg herbeiführen zu wollen. Auch die antisemitische Ritualmordlegende wird auf Israel übertragen. Israel wird vorgeworfen, die palästinensischen Gebiete u.a. nur deshalb zu besetzen, um gesunde Organe der Palästinenserinnen und Palästinenser für die eigene Bevölkerung zu rauben. Diese moderne Variante der Ritualmordlegende findet sich sowohl im islamisierten Antisemitismus, als auch in bürgerlichen europäischen Tageszeitungen. Wenn antisemitische Ressentiments auf Israel projiziert werden, handelt es sich um Antisemitismus. Oftmals wird entgegnet, dass dies nicht Antisemitismus sein könne, da nur über Israel eine Aussage getroffen werde und nicht über alle Jüdinnen und Juden. Sobald jedoch antisemitische Ressentiments auf Israel projiziert werden, dem Staat Israel „jüdische Eigenschaften“ zugeschrieben werden, wird Israel im Weltbild von Antisemitinnen und Antisemiten zum „kollektiven Juden“ stilisiert. Ist das der Fall, handelt es sich eindeutig um Antisemitismus. Kritik, auch harsche Kritik, an der israelischen Politik, die sich keiner antisemitischen Ressentiments bedient, ist jedoch kein Antisemitismus.«
Quelle: https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/w/files/pdfs/aas-israelfeindschaft.pdf
Mehr unsägliche Hetze von Fuad Afane findet man auf Friedensdemo-Watch.
Mehr Informationen zu diesem Thema
Über legitime Kritik, israelbezogenen Antisemitismus und pädagogische Interventionen
http://www.amadeu-antonio-stiftung.de/w/files/pdfs/aas-israelfeindschaft.pdf
Israel-Kritik versus Anti-Israelismus
https://genfmblog.wordpress.com/2014/10/23/israel-kritik-versus-anti-israelismus/
Antizionistischer Antisemitismus
https://www.mut-gegen-rechte-gewalt.de/service/lexikon/a/antizionismus
http://www.bpb.de/themen/TDNK0N,0,0,Antizionistischer_Antisemitismus.html
Zur Logik des deutschen Antizionismus
http://www.rote-ruhr-uni.com/cms/Zur-Logik-des-deutschen.html